5 Gründe warum ich Prozessbegleitungen liebe

Ausschnitt vom Workbook meiner Prozessbegleitung und Sketchnotes, die ich nutze

Als Erwachsenenbildnerin nutze ich verschiedene Fortbildungsformate – von klassischen Inhouse-Schulungen über Workshops bis hin zu Vorträgen. Alle haben ihre Berechtigung und ihren Platz in der Weiterbildungslandschaft. Doch eine Arbeitsweise hat mich in den letzten Jahren ganz besonders begeistert: die Prozessbegleitung.

Meine Prozessbegleitung „Herausforderndes Verhalten verstehen“ fand in den letzten Jahren in Präsenz statt und ich bin ein- bis zweimal im Monat in die Kitas und Schulen gefahren. Seit Juni 2025 biete ich die Prozessbegleitung auch online, buchbar für ganze Teams oder einzelne pädagogische Fachkräfte, an. Sie besteht aus vier kurzen, knackigen Terminen, zwischen denen die Teilnehmenden aktiv in ihrem Arbeitsalltag erproben, reflektieren und neue Erkenntnisse sammeln. Der intensive Austausch mit und unter den Fachkräften und die direkte Anwendung im Praxisalltag machen jeden Online-Termin zu einem lebendigen Lernraum. Heute teile ich mit euch fünf Gründe, warum ich diese Arbeitsweise so sehr schätze und warum sie eine besonders wirkungsvolle Form der Weiterbildung für pädagogische Fachkräfte ist.

1. Die Nachhaltigkeit durch den engen Theorie-Praxis-Transfer

Was ich an der Prozessbegleitung besonders liebe, ist die Nachhaltigkeit, die durch die vier Termine mit Arbeitsphasen dazwischen entsteht. Die Fachkräfte können das Gelernte direkt in ihrem Arbeitsalltag ausprobieren und in der nächsten Sitzung reflektieren.

Im zweiten Termin geht es beispielsweise um die Funktionen, die hinter herausforderndem Verhalten von Kindern mit (drohender) Behinderung stecken können. Die Teilnehmenden ziehen nach dem Termin mit neuem Wissen und einer Checkliste los. Sie beobachten, verändern und tauschen sich mit Kolleginnen aus. Beim nächsten Treffen überlegen wir dann gemeinsam, welche Lösungsansätze passend wären.

Oder auch wenn eine Teilnehmerin beispielsweise eine neue Strategie zur Unterstützung der Regulation ausprobiert hat, können wir gemeinsam analysieren, was funktioniert hat und was angepasst werden darf. So entsteht echtes, erfahrungsbasiertes Lernen.

2. Der Austausch zwischen den Fachkräften bringt alle weiter

In meinen Prozessbegleitungen erlebe ich immer wieder, wie wertvoll der kollegiale Austausch ist. Die Fachkräfte lernen voneinander, teilen Erfahrungen und entwickeln gemeinsam Lösungen – oft viel wertvoller als jeder theoretische Input von mir.

Wenn eine Fachkraft erzählt, wie sie mit einem Kind umgegangen ist, das andere beißt, und eine Kollegin eine ähnliche Situation schildert, entstehen die besten Lernmomente. Die Teilnehmenden erkennen, dass sie nicht allein sind mit ihren Herausforderungen und dass es verschiedene Wege gibt, mit schwierigen Situationen umzugehen.

Insbesondere bei den Lösungsansätzen sind die Erfahrungen der Teilnehmenden Gold wert. Erst kürzlich hat eine Teilnehmende berichtet, wie sie einen Drehsessel von Ikea in der Kita einsetzen und den Kindern somit eine Möglichkeit, sich zu stimulieren und sich zurückzuziehen, geschaffen hat. Auch Spieletipps, Literaturempfehlungen, Reflexionsübungen für die Teamsitzung und vieles mehr wird je nach Bedarf ausgetauscht.

Ich zeige den Teilnehmenden immer wieder konkrete Materialien wie den TimeTimer, eine Glühbirne zur Visualisierung von Ideen, verschiedene Spiele – und ich erfahre durch sie auch von neuen Tools wie aktuellen Fidget Toys.
Durch den Austausch in der Gruppe erfahre auch ich immer wieder von den neuesten fidget toys.

3. Ich erlebe, wie sich die Haltung zu herausforderndem Verhalten grundlegend verändert

Was mich besonders fasziniert, ist der Wandel in der Haltung der Fachkräfte. Statt „das Kind ist schwierig“ entwickelt sich ein Verständnis für die Ursachen und Funktionen hinter dem Verhalten – das ist ein wunderbarer Prozess.

Ich sehe, wie aus Frustration Verständnis wird, wie aus Hilflosigkeit Handlungskompetenz entsteht. Die Fachkräfte erhalten von mir grundlegendes Wissen zur Entwicklung von Kindern, sie erfahren z.B. welche Rolle die exekutiven Funktionen spielen, ab wann eine Perspektivübernahme möglich ist oder welche Auswirkungen eine taktile Überempfindlichkeit haben kann. Dieses Wissen hilft, das Verhalten von Kindern als Botschaft zu verstehen und nicht als persönlichen Angriff zu interpretieren.

Das Wissen gebe ich auch in meinen InHouse-Seminaren weiter, da erlebe ich allerdings nicht mit, welche Aha-Momente die Teilnehmenden in den darauffolgenden Tagen haben und wie sich ihre Gedanken und somit auch ihre Haltung verändert.

4. Die Arbeit ist konkret und praxisnah – keine abstrakten Theorien

In meinen Prozessbegleitungen arbeiten wir mit echten Fallbeispielen aus dem Arbeitsalltag der Teilnehmenden. Das macht die Begleitung lebendig und relevant, weil wir nicht über hypothetische Situationen sprechen, sondern über das Kind, das morgen wieder da ist.

Diese Praxisnähe bedeutet, dass jede Erkenntnis sofort anwendbar ist. Wenn wir über Strategien für ein Kind sprechen, das sich selbst verletzt, dann können die Fachkräfte das Besprochene direkt am nächsten Tag ausprobieren. Die Theorie bekommt dadurch einen direkten Bezug zur Arbeitsrealität.

Ich habe in der letzten Prozessbegleitung beispielsweise geteilt, dass ich, als ich noch als Ergotherapeutin gearbeitet habe, bei einem Kind immer ein kleines Aufziehauto in meiner Hosentasche hatte. Das Kind zeigte häufig Krisenverhalten. Vor allem kurz vor der Krise gab es wenige Dinge, die das Kind ablenken bzw. das Erregungsniveau senken konnte. Das Aufziehauto half. Ich holte es aus meiner Hosentasche und ließ es fahren. Das Kind schnappte sich das Auto, untersuchte es und sein Erregungsniveau sank. Beim nächsten Termin berichtete eine Teilnehmende, dass auch sie in der letzten Woche ein kleines Auto in der Tasche hatte, auch sie arbeitet mit einem Kind, bei dem das Auto eine beruhigende Wirkung hat.

Ein weiteres Beispiel für praxisnahe Vermittlung: Ich nutze in der Prozessbegleitung "Herausforderndes Verhalten verstehen" gerne Sketchnotes, um komplexe Themen wie die Wahrnehmungsverarbeitung anschaulich darzustellen.
Ich mag es sehr, komplexe Themen, wie z.B. die Wahrnehmungsverarbeitung anschaulich und simpel darzustellen.

5. Ich sehe, wie Fachkräfte wieder Handlungssicherheit gewinnen

Nach der Prozessbegleitung gehen die Fachkräfte gestärkt zurück in ihren Alltag – sie haben konkrete Strategien und vor allem ein neues Verständnis entwickelt. Diese Handlungssicherheit zu sehen, erfüllt mich zutiefst.

Viele Teilnehmende kommen zu mir, weil sie sich erschöpft fühlen oder überfordert, weil sie nicht wissen, wie sie mit bestimmten Verhaltensweisen umgehen sollen. Zu erleben, wie sie über die vier Termine hinweg wieder Vertrauen in ihre Fähigkeiten entwickeln und neue Handlungsoptionen entdecken, ist für mich das Schönste an meiner Arbeit. Vor allem das konkrete Erarbeiten von Handlungsplänen schätzen die Teilnehmenden sehr. Durch das systematische Vorgehen verlassen sie die Prozessbegleitung nicht nur mit neuen Strategien, sondern mit einer neuen Haltung und gestärktem Selbstvertrauen.

Mehr Informationen zu meinen Prozessbegleitungen findest du auf meiner Website.

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